Transferprojekte "WZB wirkt" Gewinner und Gewinnerinnen
Gewinnerinnen und Gewinner 2024
Gewinnerinnen und Gewinner vergangener Ausschreibungen
Der Transfer der sozialwissenschaftlichen Forschungserkenntnisse des WZB in die Gesellschaft hinein ist ein Kernanliegen der Freundinnen und Freunde des WZB – alle Formen der Vermittlung von Wissenschaft über die Grenzen der akademischen Disziplinen hinaus ebenso wie die Aufnahme von gesellschaftlichen Themen durch die Wissenschaft. Zur Stärkung des Transfers lobte der Förderverein zum zweiten Mal das Förderprojekt „WZB wirkt“ innerhalb des WZB aus, um mit einem Gesamtbudget von insgesamt 40.000 Euro Projekte zum gesellschaftlichen Wissenstransfer zu unterstützen. Der Transferaspekt wurde bereits in der Auswahlsitzung sichtbar: zum einen waren in der Kommission WZB-Kolleginnen und -Kollegen aus verschiedenen Abteilungen, Freundesmitglieder und die derzeitige Journalistin in Residence vertreten und konnten ihre unterschiedlichen Perspektiven austauschen; zum anderen waren alle Projektantragstellenden gleichzeitig anwesend und verbanden sich daher auch abteilungs- und disziplinenübergreifend mit einander.
Lena Hipp und Sandra Leumann von der Forschungsgruppe Arbeit und Fürsorge konnten durch die Projektförderung ihren bereits existierenden Pilotfilm zum Thema „Datingchancen von Männern und Frauen in geschlechtsuntypischen Berufen“ durch ihre Forschungsergebnisse erweitern. Da sich die 18-prozentigen Lohnlücke zwischen Männern und Frauen zu einem maßgeblichen Teil mit ihrer geschlechtertypischen Berufswahl erklären lässt, stellte sich die Frage, warum sich Frauen trotz aller monetären Nachteile immer noch verstärkt für bestimmte Berufe entscheiden. Eine der Antworten, so die Erkenntnis: Geschlechtsuntypische Berufe wirken sich offenbar negativ auf dem Dating- und Partnermarkt aus. Der Film soll eine breite Öffentlichkeit ansprechen und sozialwissenschaftliche Forschungsmethoden am greifbaren Beispiel der Datingwelt erklären. Die Jury lobte insbesondere den Transfercharakter, der neben den Inhalten auch die innovative sozialwissenschaftliche Methodik vermittelt und an Alltagserfahrungen insbesondere der jüngeren Generation ansetzt.
Den Kurzfilm "... weil mein Schatz ein Feuerwehrmann ist?!" kann man hier ansehen.
Julia Stier: Workshops zu Migrations- und Integrationsforschung an Berliner Schulen
Julia Stier aus der Abteilung Migration, Integration, Transnationalisierung plante mit zwei Partnerinnen der NGO Migration Matters ein Kooperationsprojekt, das Schülerinnen und Schülern in Workshops über evidenzbasierte Forschungsergebnisse zum Thema Migration und Integration und Vielfalt informiert und eine differenzierte Diskussionskultur etabliert. Dabei können Schüler, Schülerinnen und Lehrerkräfte selbst als Expert*innen ihre Erfahrungen und Sichtweisen einbringen. Die Jury hob die klare Bedarfsorientierung des Projektes durch Inkorporation eines in Lehrplänen oft nicht vorkommenden Themas hervor ebenso wie die Tatsache, dass dem Erkenntnistransfer in beiden Richtungen Raum gegeben werde.
Jonas Ferdinand, Stipendiat des Promotionskollegs "Gute Arbeit in einer transformativen Welt" wird durch die Unterstützung der Freunde ein Preisgeld für einen Gamejam ausloben, bei dem interdisziplinäre Teams aus Spielentwickler*innen und Wissenschaftler*innen den Prototyp eine Spiels zur Zukunft der Arbeit programmieren. Das Gewinner-Spiel wird als kommunikatives Medium sozialwissenschaftliche Erkenntnisse zur Arbeitswelt vermitteln und mit der Kreativität der Spielentwickler*innen Visionen für zukünftige Arbeitswelten aufzeigen. Die Jury sah durch die Nutzbarmachung der digitalen Gaming-Welt eine zukunftsgerichtete Methode, mit der eine jüngere und diverse Zielgruppe angesprochen werden kann; auch bewertete sie positiv, dass die Gamer ihre eigene oftmals prekäre Arbeitssituation kritisch-konstruktiv in der Spielkonzeption sichtbar machen könnten.
Die Freundinnen und Freunde des WZB schrieben Ende 2021 40.000 Euro aus ihren Vereins-Beitragseinnahmen für die Förderung von vier Transferprojekten aus dem WZB aus. Fast ein Dutzend Anträge gingen ein und beeindruckten mit ihrer großen Bandbreite, Kreativität und Leidenschaft. Eine gut gemischte Kommission, bestehend aus Forschenden und Wissenschaftsunterstützenden des WZB, Freundinnen und Freunden des WZB und einem Journalist in Residence des Hauses, wählte im Februar 2022 drei Anträge zur Förderung aus:
Jan Wetzel, Silvio Suckow et al.: „In guter Gesellschaft – Soziale Zusammenhänge verstehen und mitgestalten“. Während die Erklärung von naturwissenschaftlichen Fragen in den sozialen Medien gerade seit Beginn der Pandemie in Videoformaten immer mehr Verbreitung fand, sind die Sozialwissenschaften nach wie vor weniger sichtbar. Jan Wetzel, Silvio Suckow und ihre Kollegen planen die Entwicklung eines zwanzigminütigen Videoformats, das die Zuschauer mitnimmt auf Spaziergänge durch Alltagssituationen und über deren gesellschaftlichen Implikationen und sozialwissenschaftlichen Erklärungsansätze aufklärt.
Lena Ulbricht: „‘Festifuneral’ – binäre Denk- und Ordnungsstrukturen in Wissenschaft, Politik und Kunst überwinden“. Lena Ulbricht plant mit ihrer Kollegin Thamy Pogrebinschi, Vertreter:innen des Karneval der Kulturen Berlin und anderen Einrichtungen ein innovatives zweitägiges Festival in Berlin, das die Verschmelzung von Wahrnehmungs- und Ausdrucksmöglichkeiten aus Wissenschaft, Politik, Kunst und sozialen Bewegungen präsentieren und in Workshops ausloten will.
Sarah George und Theresa Pfaff: „Gestaltung einer inklusiven Verkehrswende. Parkraumbewirtschaftung als Maßnahme gegen den Klimawandel im Experimentierraum Kreuzberg“. Sarah George und Theresa Pfaff tragen die Ergebnisse der langjährigen Forschungen und Befragungen ihrer Forschungsgruppe an die Orte, an denen sie entstanden. Mitten im Kreuzberger Kiez sollen Workshops und Veranstaltungen zu Parkraumbewirtschaftung und Verkehrsplanung stattfinden; insbesondere sollen Gewerbetreibende, Menschen mit Behinderung und Menschen mit Migrationshintergrund, die im politischen Gestaltungsprozess selten eingebunden sind, eingeladen werden.
Das Projekt von Tommaso Virgili und Ruud Koopmans für die WZB-Seminarreihe "Liberalism and Islam in contemporary society" wurde als gesellschaftspolitisch äußerst relevant lobend hervorgehoben. Es wird in anderer Form am WZB realisiert werden.
Damit erwies sich die Ausschreibung als voller Erfolg. Der große Rücklauf und die kreativen Anträge machten das mehr als deutlich. Auch das Auswahlgespräch an sich war ein allerbestes Beispiel für Transfer und Partizipation und ein lebendiger Beweis für die Freunde und Freundinnen, dass ihre großzügigen jährlichen Spendenbeiträge gut ausgegeben sind. Auch für das nächste Jahr ist eine solche Ausschreibung geplant.