Modellversuch zur Verkehrswende

Befragung im Graefekiez gestartet

Im Berliner Bezirk Kreuzberg wird derzeit erprobt, wie die Straße der Zukunft aussehen könnte - weniger Parkplätze für private Autos, dafür mehr Grünflächen und Platz für Begegnungen. Doch wie nehmen die Menschen, die im Graefekiez leben, das Projekt an? Das in Erfahrung zu bringen, ist Teil der wissenschaftlichen Begleitung durch Forschende des WZB. Aktuell sind mehr als 30.000 Menschen aus dem Stadtteil eingeladen, an einer Umfrage teilzunehmen.

Bei der jetzt gestarteten Online-Befragung geht es vor allem darum herauszufinden, ob die Maßnahmen von den Anwohnenden im Graefekiez akzeptiert werden und wie sich die Akzeptanz im Laufe des Verkehrsversuchs verändert. Deshalb folgt im Herbst 2023 eine zweite Befragung. Die Befragungen werden vom Institut für angewandte Sozialwissenschaft (infas) im Auftrag des WZB durchgeführt.

Das Projekt autofreier Kiez wurde seit vielen Monaten vorbereitet und mit Anwohner*innen und Gewerbetreibenden diskutiert. Konkret bedeutet der Verkehrsversuch, dass im Graefekiez zunächst für eine begrenzte Zeit rund 400 Parkplätze wegfallen werden. Auf einem Teil der abgeschafften Parkplätze sollen die Anwohner*innen die Möglichkeit haben, die freigewordenen Flächen umzugestalten und zu nutzen. Auf anderen früheren Parkflächen werden Stationen für Sharing-Fahrzeuge wie Autos, Elektroroller, Fahr- oder Lastenräder sowie Lade- und Lieferzonen für den Wirtschaftsverkehr entstehen.

Wie wirken sich diese Maßnahmen auf das Verhalten aller Verkehrsteilnehmer*innen aus? Führen weniger Parkplätze zu weniger Autos? Werden die Veränderungen akzeptiert und hilft die Beteiligung der Betroffenen dabei? Diese und andere Fragen untersuchen die WZB-Forschenden im Projekt. Neben repräsentativen Umfragen gibt es Befragungen von Schüler*innen, Gewerbetreibenden, Menschen mit Einschränkungen und Migrationshintergrund aus dem Kiez – Gruppen, die über Umfragen erfahrungsgemäß nicht gut erreicht werden. Verkehrsmessungen ergänzen das Forschungsprogramm.

Die Erkenntnisse des Modellversuchs fließen in ein Freiraumkonzept für den gesamten Kiez ein, das von den WZB-Forschenden erstellt und der Bezirksverordnetenversammlung Anfang 2024 vorgelegt werden soll.

Die Forschungsgruppe Digitale Mobilität forscht seit Langem zur Verkehrswende. Das Projekt ist für die WZB-Forschung ein einmaliges Untersuchungsobjekt. Es ermöglicht, neuartige Daten für die Forschung zu gewinnen und damit wichtige Erkenntnisse darüber, welche Faktoren das Gelingen der Verkehrswende fördern oder hemmen.

31.7.23/CR