Alltagsrassismus in öffentlichen Schwimmbädern: Formen und organisatorische Bearbeitungspraktiken
Das Folgeprojekt baut auf dem durch das BMBF geförderte Projekt
BODYRULES auf, in dem drei Organisationen, in denen der Umgang mit dem menschlichen Körper durch die Organisation reguliert wird, miteinander verglichen werden (Schwimmbad, Krankenhaus, Schule). Dabei gilt der. Umgang mit dem menschlichen Körper als ein Kristallisationspunkt religiöser und kultureller Unterschiede in der deutschen Gesellschaft. Das BODYRULES-Projekt untersuchte die Modalitäten eines organisationalen Wandels, der Diskriminierung
und Exklusion aufgrund religiös und kulturell unterschiedlicher Körperpraktiken zu verhindern sucht. Das am WZB durchgeführte BODYRULES-Teilprojekt konzentrierte sich auf Schwimmbäder und damit auf die Forderungen konservativer Muslime nach Burkinierlaubnis, einer Reglementierung von Nacktheit in Duschen und Umkleiden sowie nach getrennten Schwimmzeiten vor allem für muslimische Frauen. Das hier beantragte Folgeprojekt setzt ebenfalls beim organisationalen
Handeln an und fragt, wie Schwimmbäder als Organisationen einem von außen und durch Teile der Nutzerschaft getragenen gesellschaftlichen und politischen Druck zum Ausschluss von Muslimen stattgeben ·oder standhalten. So hatte ein Schwimmbad-Survey im Rahmen des BODYRULES-Projekts gezeigt, dass Burkiniverbote statistisch signifikant mit einem höheren AfD-Wähleranteil in der Region korrelieren. Zudem konnte aus sechs qualitativen Schwimmbad-Fallstudien die
Hypothese abgeleitet werden, dass Organisationspraktiken, die muslimische Frauen mit konservativen Körperpraktiken gezielt ausschließen, leichter in homogenen und lange etablierten Personalteams durchgesetzt werden können.
Ziel der hier geplanten Folgestudie in Vorbereitung auf das DeZIM Rassismusmonitoring ist es nun, vier weitere Bäder zu untersuchen, die alle in Regionen mit einem hohen AfD-Wähleranteil in der Bevölkerung lokalisiert sind, sich aber hinsichtlich ihrer Organisationspraktiken im Umgang mit muslimischen Körperpraktiken unterscheiden (Burkiniverbot ja/nein; getrennte Schwimmzeiten
ja/nein). Ziel ist es, genauer zu untersuchen, wie Bäder, die mit einem ähnlich hohen AfD-Wähleranteil konfrontiert sind, diesem Druck nachgeben bzw. sich ihm widersetzen. Ein besonderes Augenmerk wird dabei auf der Zusammensetzung des Teams und internen Hierarchien liegen.