"We are Exchangers and Brewers of Time": Über den Umgang mit den Tempor(e)alitäten kontemporärer Forschung
Universität Wien, Beginn 17:30 Uhr
In seinem Klassiker “Wir sind nie modern gewesen” hebt Bruno Latour auf Michel Serres verweisend hervor, dass wir nicht nur “exchangers and brewers of time” geworden sind, sondern dass es die stetige Verhandlung rund um Zeit ist, die uns weitreichend definiert. Ausgehend von dieser Feststellung wird der Frage nachgegangen, wie es um die Zeitregime kontemporärer Forschung steht. Ob es nun die Projektifizierung ist, die unsere Forschung und schließlich auch unser Denken in Zeit-Erkenntnis Pakete schnürt; ob es Karrierestrukturen sind, die vorgeben, bis wann man welche Stufen des „Aufstiegs“ idealer Weise absolviert haben sollte; ob es Evaluierungszyklen sind, die in ihrer regelmäßigen Wiederkehr auf individueller und kollektiver Ebene immer Zeit und wissenschaftliche Leistung in Beziehung setzen; ob es die Länge von Arbeitsverträgen ist, die uns erlauben institutionell zu verweilen und sich auch einen materiellen Denkraum zu erschließen; ob es der inszenierte internationale Innovationswettlauf ist, in dem Stillstand immer schon Rückschritt bedeutet. Die Auswirkungen auf ForscherInnen und Forschung werden in diesem Vortrag diskutiert.
In dieser Kolloquienreihe sollen an der Schnittstelle von Wissenschaftsforschung und Wissenschaftspolitik aktuelle Entwicklungen des Wissenschaftssystems - durchaus kontrovers – diskutiert werden. Fragen, die hier eine Rolle spielen, sind etwa das Verhältnis von Wissenschaft, Recht und Moral, Praktiken und Folgen der Bewertung wissenschaftlicher Leistungen sowie die Rolle der Wissenschaft in Innovationssystemen.
In diesem Jahr stehen die Vorträge und Podiumsdiskussionen unter dem Motto „Entschleunigung“. Themen wie Zeitregime und Zeitlichkeit in der Wissenschaft, der Zusammenhang von Leistung und Be- bzw. Entschleunigung sowie die Wirkungen von Quantifizierungen von Leistungen und Evaluationen auf die Art und Weise des wissenschaftlichen Arbeitens stehen zur Debatte.
Wir freuen uns sehr, Sie zu dieser Veranstaltungsreihe begrüßen zu dürfen.
Die Kolloquien finden am 25. Februar, 24. Juni und 14. Oktober statt.