Braucht die Wissenschaftssoziologie einen Autonomiebegriff?
Die Forderung nach Autonomie ist in der Wissenschaft gleichermaßen allgegenwärtig wie umstritten. Während Autonomie
auch in anderen gesellschaftlichen Feldern, etwa in der
Politik oder in der Kunst, ein Dauerthema der Selbstreflexion
ist, stößt man im Bereich der Wissenschaft hinsichtlich der
Notwendigkeit, den praktischen Konsequenzen und den Grenzen
der Autonomie auf besonders vielfältige und widersprüchliche
Positionsbestimmungen. Obwohl die Autonomiefrage
spätestens seit der Aufklärung ein wesentliches Moment wissenschaftlicher
Selbstreflexion ist, verfügt die Wissenschaftssoziologie
bis heute über keinen allgemein akzeptierten Autonomiebegriff.
Wissenschaftliche Autonomie, so scheint es, ist
schwerer zu konzeptualisieren als z.B. die Autonomie der
Kunst.
Der Mehrwert des Autonomiebegriffs besteht
aber gerade darin, dass „Autonomie“ nicht zwingend mit
Selbstreferenzialität und „Autonomieverlust“ nicht zwingend
mit Entdifferenzierung gleichzusetzen ist. Ziel des Workshops
ist eine konzeptuelle Auseinandersetzung mit dem hier sichtbar
werdenden Begriffsfeld, ebenso wie eine Reflexion über
die mögliche Operationalisierung der entsprechenden
Begriffe.