Ist Bildung der Schlüssel? Die Beziehung zwischen Bildung und Weiterbildung und ihr Zusammenhang mit der Qualität von (computerbasierter) Arbeit im internationalen Vergleich
"Denn wer hat, dem wird gegeben, dass er die Fülle habe; wer aber nicht hat, dem wird auch das genommen, was er hat.“
- Matthäus 25,29 LUT.
Die Beziehung zwischen Bildung und Weiterbildung ist ein weiteres Beispiel für den sogenannten "Matthäus-Effekt", da Teilnahmequoten an Weiterbildung länderübergreifend mit dem Niveau der Erstausbildung steigen. Weiterbildungsunterschiede zwischen Bildungsgruppen sind von bedeutsamer Tragweite für Ungleichheiten auf dem Arbeitsmarkt, da sie bereits bestehende Vor- und Nachteile in Bezug auf Beschäftigungssicherheit und Arbeitsmarktaussichten manifestieren können. Um Arbeitsmarktrisiken zu verringern und einen gleichberechtigten Zugang zu berufsbezogener Weiterbildung unabhängig vom ausgehenden Bildungsniveau zu gewährleisten, ist ein besseres Verständnis der Ursachen und Folgen des Verhältnisses zwischen Bildung und Weiterbildung erforderlich. Dieses Dissertationsprojekt soll einen Beitrag dazu leisten.
Im ersten Teil meiner Dissertation untersuche ich basierend auf Daten aus 28 Ländern der OECD-Studie „Programme for the International Assessment of Adult Competencies“ (PIAAC), warum sich die Weiterbildungsbeteiligung je nach Niveau der formalen Qualifizierung unterscheidet. Der Fokus liegt dabei auf berufsbezogener, nicht-formaler Weiterbildung und der Frage, inwieweit die Arbeitsmarktallokation (z. B. Arbeitsaufgaben, Arbeitsstunden oder Unternehmensgröße) zu Weiterbildungsunterschieden zwischen Bildungsgruppen beiträgt – hinausgehend über die tatsächlichen Fähigkeiten und die Lernmotivation von ArbeitnehmerInnen. Daran anknüpfend untersuche ich, wie Bildungs- und Arbeitsmarktinstitutionen die Weiterbildungsunterschiede moderieren, indem sie Länderunterschiede in der Arbeitsmarktallokation erzeugen. Für die empirischen Analysen kombiniere ich Regressions- und Shapley-Dekompositionsverfahren.
Im zweiten Teil meiner Dissertation befasse ich mich mit den Folgen von Bildungsungleichheiten bei der Weiterbildungsbeteiligung für die Arbeitsmarktchancen von ArbeitnehmerInnen in einer sich ständig wandelnden Arbeitswelt. Dazu greife ich die langjährig geführte Upskilling-Deskilling-Debatte über computerbasierte Technologien auf und untersuche, wie die Teilnahme an Weiterbildungsmaßnahmen die Beziehung zwischen Computernutzung, beruflichen Kompetenzanforderungen und Arbeitszufriedenheit für die unterschiedlichen Bildungsgruppen moderiert. Um die institutionelle Einbettung der Arbeitsorganisation zu berücksichtigen, folge ich erneut einer international vergleichenden Perspektive und nutze die Daten der „BIBB-BAuA-Erwerbstätigenbefragung“ für Deutschland und des „UK Skills Survey“ für Großbritannien. Für die empirischen Analysen verwende ich die Strukturgleichungsmodellierung.