Schwache Interessengruppen und betriebliche Arbeitspolitik – Herausforderungen und Handlungsansätze für die betrieblichen Arbeitnehmervertretungen

Abstract

Das Promotionsprojekt von Franziska Scheier befasst sich mit der Rolle der betrieblichen Arbeitnehmervertretungen bei der Interessenvertretung von in der bisherigen Arbeitspolitik vernachlässigten Beschäftigten. Möglichkeiten und Bedingungen zum Zugang der Stellvertretung von Beschäftigten, die aufgrund der Vernachlässigung als schwache Interessengruppen bezeichnet werden können, sind Gegenstand des Projekts. Zu den untersuchten Beschäftigten gehören Beschäftigte mit Betreuungs- und Pflegeaufgaben, Geringqualifizierte, Schwerbehinderte und Auszubildende.

Anhand von qualitativen Betriebsfallstudien wird erforscht, warum Belange und Interessen von schwachen Beschäftigten verschieden vertreten werden. Dabei werden unter Berücksichtigung aller betrieblich gewählten Vertretungen – des Betriebsrats, der Schwerbehindertenvertretung sowie der Jugend- und Auszubildendenvertretung – Effekte einer selektiven Vertretung und Gelingensbedingungen der Stellvertretung untersucht.

Um Erklärungsansätze sowohl für die Struktur der Stellvertretung als auch für die positionalen Merkmale der Stellvertretungspersonen zu bieten, wurde ein innovativer Ansatz aus dem theoretischen Konzept der Stellvertretung (Sofsky/Paris 1991) und dem Ansatz der kategorialen Ungleichheit (Tilly 1998) operationalisiert. Gleichzeitig wurde ein analytisches Stellvertretungsmodell mit vier Ebenen – der Ebene des Zugangs, der Berücksichtigung, der Aushandlung und der Durchsetzung – konzipiert, um Selektions- und Integrationseffekte innerhalb der Stellvertretung präzise herauszuarbeiten.

Sofsky, W. & Paris, R. (1991): Stellvertretung. In: W. Sofsky, R. Paris (Hg.): Figurationen sozialer Macht. Autorität, Stellvertretung, Koalition. Opladen: Leske + Budrich, S. 111-186

Tilly, C. (1998): Durable Inequality. Berkeley/Los Angeles/London: University of California Press