Expertenmacht im Weltgesundheitsdorf
Dr. Tine Hanrieder hat für ihr innovatives Forschungsprojekt zur globalen Gesundheitspolitik ein Freigeist-Fellowship der VolkswagenStiftung erhalten. Die Politologin ist wissenschaftliche Mitarbeiterin in der Abteilung Global Governance am Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung (WZB), einer Einrichtung der Leibniz-Gemeinschaft. Sie untersucht in ihrem Projekt „Medical Internationalisms and the Making of Global Public Health (Dr. GLOBAL)“, wie internationales Expertenwissen heute die globale Gesundheitspolitik bestimmt und welche Wechselwirkungen es bei der Entwicklung von Gesundheitsstrategien zwischen Entwicklungs- und Industrieländern gibt.
Global Health bestimmt die politische Agenda mehr denn je; globale Transfers von Experten, Ressourcen und Wissensbeständen haben in den letzten beiden Jahrzehnten stark zugenommen. Gestalt und Inhalt von Global Health sind jedoch heftig umstritten. Im entstehenden „Weltgesundheitsdorf“ wird der Konflikt zwischen kurativer Medizin (mit der Konzentration auf einzelne Krankheiten und deren Behandlung) und Sozialmedizin (mit dem Blick auf Bevölkerungsgruppen und vorsorgende Maßnahmen) mit Vehemenz ausgetragen.
Um zu verstehen, wer auf welchem Wege die Definitionsmacht im Bereich Weltgesundheit erlangt, entwickelt Tine Hanrieder mit „Dr. GLOBAL“ eine politische Soziologie transnationaler Expertenmacht. Das Projekt untersucht die Determinanten und die Reichweite von Gesundheitsexpertise in Industrie- und Entwicklungsländern am Beispiel der internationalen Gesundheitseinsätze Kubas, der USA und Frankreichs in dem von Umweltkatastrophen heimgesuchten Haiti.
Das Freigeist-Fellowship ist mit rund 610.000 Euro dotiert und auf fünf Jahre ausgelegt. Es ermöglicht Tine Hanrieder den Aufbau einer eigenen Nachwuchsforschungsgruppe am WZB. Das Freigeist-Fellowship der VolkswagenStiftung richtet sich an exzellente Postdoktoranden, die sich zwischen etablierten Forschungsfeldern bewegen, über die Grenzen ihres eigenen Fachs hinausblicken wollen und dabei auch Risiken eingehen.
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