re::act - Der Körper spricht mit

Die Software re::act übersetzt die Körpersprache von Interviewteilnehmer*innen in visuelle Schemata und ermöglicht die präzise Analyse und Interpretation von Körperhaltung und Gestik. Im Visual Society Program 2019/20 haben die angehenden Gestalterinnen Christina Tran und Theresia Uhrlau dieses Analysetool für die sozialwissenschaftliche Forschung entwickelt. Betreut wurden sie von Kora Kimpel (UdK), David Skopec (UdK) und Swen Hutter, dem stellvertretenden Leiter des Zentrums für Zivilgesellschaftsforschung am WZB.

re::act ist der Prototyp eines KI-gestützten Analysetools für die sozialwissenschaftliche Forschung, das die Analyse und Interpretation von Beobachtungsexperimenten um neue Dimensionen bereichert. Das Programm verarbeitet Videoaufnahmen von Einzel- und Gruppeninterviews und erfasst während des Experiments die Körperhaltung der Versuchsteilnehmer*innen mittels spezieller Kameras mit Tiefenerkennung. Die so gewonnenen Rohdaten werden durch eine Software mit Machine-Learning Algorithmus analysiert, um ein detailliertes Bild der Körpersprache jedes Teilnehmenden im Zeitverlauf des Experiments zu ermitteln. Zur Veranschaulichung spielte die Schauspielerin Antonia Langenohl die Körperbewegungen einer "echten" Interviewteilnehmerin nach (siehe Seitenspalte).

Bei der bisher verbreiteten Vorgehensweise der qualitativen Datenerhebung wurde meist nur das Transkript zur weiteren Analyse und Interpretation verwendet. Die Reduktion dieser wissenschaftlichen Beobachtungen auf den reinen Gesprächstext stellt jedoch einen großen Datenverlust dar. Mit re::act erhalten Körperhaltung und Gestik eine größere Bedeutung im Datenkorpus: Die Körper selbst übernehmen das Wort. Plan war, eine nützliche und vielseitig einsetzbare Ergänzung des herkömmlichen Werkzeugkastens sozialwissenschaftlicher Analyse zu konzipieren. Der Prototyp von Christina Tran und Theresia Uhrlau liefert hierzu wichtige Grundlagen, ist in dieser Form aber noch nicht voll einsatzfähig.

Zum Visual Society Program: Wer die Grenzen des eigenen Fachs überschreitet, gewinnt eine andere Sicht auf manche Dinge. Das Visual Society Program, eine Kooperation des WZB mit der Universität der Künste Berlin, sucht bewusst diese Grenzgänge. Seit 2014 arbeiten Design-Studierende und Sozialforscher*innen zusammen, um voneinander zu lernen und miteinander zu gestalten. Eröffnet werden neue visuelle Zugänge zu den Ergebnissen, Fragen und Methoden der Gesellschaftsforschung. Master-Studierende der Klasse „Visuelle Systeme“ von Professor David Skopec (UdK) arbeiten dafür in Projekten am WZB und sind in alle Phasen des wissenschaftlichen Arbeitens eingebunden.

17. Februar 2021

Body Tracking mit re::act

re::act Interface

Mehr Informationen finden Sie hier.

Die Arbeit ist Teil des Visual Society Program von WZB und UdK.