Montag, 28. September 2015

Mit Biodiversität leben? Mensch und Natur im digitalen Zeitalter

Vortrag von Johannes Vogel, Direktor des Museums für Naturkunde Berlin

Veranstaltung in der Kolloquienreihe Wissenschaft und Gesellschaft: Bleibt alles anders?

Biodiversität ist eine der großen Herausforderungen des 21. Jahrhunderts. Die biologische Vielfalt ist ernsthaft bedroht. Wissenschaft und Politik stehen bei der Suche nach Lösungen in der Pflicht. Ohne die Mitwirkung der Bürger und Bürgerinnen ist eine Wende aber nicht zu schaffen. Sie sind potenzielle Beteiligte an der Forschung, sie sind Verbraucher, Wähler und der Souverän, dem die Politik Rechenschaft ablegt.

Die Grundlage bürgerschaftlicher Partizipation ist Wissen um die natürlichen und gesellschaftlichen Zusammenhänge. Dabei leisten die Naturkundemuseen einen wichtigen Beitrag: sie sind Forschungseinrichtungen, Kommunikationsinstitute und globale wissenschaftliche Infrastruktur. Sie befinden sich heute in einem Prozess des Wandels, insbesondere durch die erweiterten Möglichkeiten digitaler Technik. Alte Fragen stellen sich auf neue Weise: Wie setzt man die Originalobjekte in Szene? Welchen Raum erhalten die digitalen Surrogate? Wie kuratiert man Daten oder 3D-Bilder? Wie erreicht man ein globales Publikum?

Die Wissensgesellschaft des 21. Jahrhunderts wird Innovation ohne Partizipation nicht tolerieren – damit eröffnet das Forschungsfeld zum Verhältnis von Natur und Mensch viele Möglichkeiten für Experimente mit Wissen.

Johannes Vogel ist seit 2012 Generaldirektor des Museums für Naturkunde, Leibniz-Institut für Evolutions- und Biodiversitätsforschung und Professor für Biodiversität und Wissenschaftsdialog an der Humboldt-Universität zu Berlin.