Science Meets Politics. Steckt die Demokratie in der Krise?
Gegenwärtig kreisen drei unterschiedliche Diskurse um die vermeintliche Krise der Demokratie: die öffentliche Diskussion, die Debatte in der Politischen Theorie sowie in der empirischen Demokratieforschung. Interessanterweise unterscheiden sie sich in ihren Aussagen: Die öffentliche ebenso wie die theoretische Debatte machen unmissverständlich klar, dass es eine Krise der Parteien, der Parlamente, der politischen Eliten, der Partizipation, der Repräsentation und der demokratischen Herrschaft, kurz: eine Krise des gesamten demokratischen Systems gibt. Vom „Herbst der Demokratie“ ist die Rede, der britische Politikwissenschaftler Colin Crouch hat mit einem geradezu globalen Echo die „Postdemokratie“ ausgerufen. Die empirische Demokratieforschung hingegen ist vorsichtiger. Sie leugnet zwar nicht kritische Entwicklungen innerhalb der demokratischen Welt, bestreitet aber, dass es robuste Beweise für eine umfassende Krise der Demokratie gibt.
In der Diskussion soll deshalb präziser gefragt werden: Was haben wir unter Krise zu verstehen? Ist die Demokratie in ihrer Existenz bedroht oder handelt es sich um eine schleichende Erosion der normativen Gehalte demokratischer Institutionen? Welche Bereiche sind betroffen? Wo liegen die positiven Entwicklungen? Wie reagieren die entwickelten Demokratien auf Herausforderungen wie die Globalisierung, die wachsende sozioökonomische Ungleichheit, die Macht der Finanzmärkte, die Vertrauenskrise von Parlamenten, Parteien und politischen Eliten oder die nachlassende Wahlbeteiligung?
Es diskutieren:
Kurt Biedenkopf (Ministerpräsident a.D., Forschungsprofessor am WZB)
Sigmar Gabriel (Parteivorsitzender der SPD)
Wolfgang Merkel (Direktor der Abteilung Demokratie und Demokratisierung am WZB)
Moderation: Christiane Hoffmann (Der Spiegel)