Schule der Zukunft

Würdest Du am nächsten Tag noch zur Schule gehen, wenn Du nicht müsstest? Das wollten die WZB-Bildungsforscher*innen Anne Christine Holtmann, Benjamin Edelstein und Simone Grellmann von drei vierten Klassen in Potsdam, Herten und Wuppertal wissen. Im 8., 9. und 10. Workshop des denk!mal Freiheit ging es um die Zukunft der Schule und die Frage, wie diese aussähe, wenn Kinder frei entscheiden könnten.

Am nächsten Tag zur Schule gehen, wenn es keine Pflicht gäbe, würden die meisten. Und das deckt sich mit repräsentativen Befragungen: Nur rund 8 Prozent der Kinder in Deutschland würden die Schule lieber links liegen lassen, berichtet Bildungsforscher Benjamin Edelstein den Schüler*innen. Im Gespräch mit den Kindern wirft er einen Blick in die Geschichte: Warum gibt es überhaupt die Schulpflicht? Sie wurde gegen die Eltern durchgesetzt, damit diese ihre Kinder nicht auf dem Feld oder in der Fabrik arbeiten lassen – zum Schutz der Kinder also und damit niemandem, gleich welcher Herkunft, der Zugang zu Bildung verwehrt bleibt. In der Diskussion über eine Schulpflicht sind sich die meisten Kinder deshalb auch nach längerer Reflexion einig: sie ist sinnvoll, aber eines müsste gewährleistet werden – dass es kein Mobbing gibt. In vielfältigsten Fragen rund um Schule wurden die Kinder so nach ihrer Sicht auf die Dinge befragt und dabei auch selbst in die Rolle von Forschenden in eigener Sache versetzt.

In einem Planspiel waren die Kinder aufgefordert die „Schule der Zukunft“ zu entwerfen, und zwar nicht nur für sich, sondern im Interesse aller Kinder in Deutschland. In Kleingruppen diskutierten sie Themen, über die in Politik und Wissenschaft immer wieder gestritten wird. Sie stellten Fragen, tauschten Argumente aus, vertraten Standpunkte und ließen sich von anderen überzeugen. Am Ende fanden sie meist Kompromisse und übernahmen Verantwortung für ihre Entscheidungen. Nicht nur Schüler*innen, die bereits zuvor aktiv in die Partizipation an ihrer Schule eingebunden waren, fanden sich in dieser Rolle gut zurecht.

Beim gemeinsamen Reflektieren über Probleme und gute Lösungen, so Benjamin Edelstein und Simone Grellmann, geht es am Ende darum, die relativ geschlossenen Welten zu durchstoßen, in denen sich gerade benachteiligte Kinder und Jugendliche häufig bewegen. Es geht darum die Distanz zwischen Wissenschaft und Gesellschaft zu verringern – und den Kindern zu vermitteln: Auch du bist dabei, gehörst dazu und hast das Recht und die Möglichkeit, mitzuentscheiden. Deine Sicht auf die Dinge zählt!