Digitales Kolloquium

Ungleichheit in der Corona-Krise

Das Coronavirus trifft nicht alle in gleichem Maße. Familien sind die „Hot Spots“ der Krise. Das sind zwei zentrale Erkenntnisse aus dem Beitrag von Stefan Liebig, Direktor des SOEP, und Simon Kühne, Universität Bielefeld, im digitalen WZB-Kolloquium. Sie stellten am 29. April erste Ergebnisse der Zusatzerhebung des Sozio-oekonomischen Panels (SOEP) zu den Auswirkungen der Corona-Krise vor.

Wie verändert die Corona-Krise schon jetzt unseren Alltag? Und wie wird sich die Pandemie auf Dauer auf den Einzelnen und die Gesellschaft auswirken? Informationen hierzu wurden seit Anfang April in einer Zusatzerhebung des Sozio-oekonomischen Panels (SOEP) gesammelt. Stefan Liebig und Simon Kühne berichten in ihrem Vortrag im WZB-Kolloquium erste vorläufige Ergebnisse aus der Studie „Sozio-ökonomische Faktoren und Folgen der Verbreitung des Coronavirus in Deutschland“ (SOEP-CoV) und zeigen auf, warum die längsschnittliche Forschungsperspektive des SOEP insbesondere auch für die politische Steuerung in der aktuellen Krise entscheidend sein kann.

Denn die Auswirkungen der Krise werden uns über Jahre und Jahrzehnte begleiten und bei vielen Menschen große Einschnitte im Lebensverlauf bringen. Diese aber sind je nach ökonomischen, sozialen und psychischen Ressourcen unterschiedlich. Die Krise ist also eingebettet in soziale Ungleichheitsstrukturen. Um das besser zu verstehen, brauchen wir empirische Daten, wie die beiden Vortragenden deutlich machten – auch um die Wirkung von politischen Maßnahmen besser zu verstehen. Themen der Studie sind u.a.: Gesundheitsverhalten, Arbeitsmarkt und Erwerbsarbeit, soziales Leben, psychische Gesundheit und Wohlbefinden sowie gesellschaftlicher Zusammenhalt.

Welche Sorgen machen sich die Menschen? Die Sorgen um die allgemeine wirtschaftliche Lage sind deutlich gestiegen, wie Stefan Liebig ausführte. Die Sorge um die eigene wirtschaftliche Lage bei den Befragten ist zwar recht stabil geblieben, aber es gibt es Unterschiede: Vor allem Menschen im oberen Einkommensbereich machen sich mehr Sorgen und haben Verlustängste. 

Familien mit Kindern sind die „Hot Spots“ der Krise, machte Stefan Liebig deutlich. Zwar gibt es durchaus positive Aspekte wie die Zufriedenheit mit dem Familienleben, aber die ökonomischen Sorgen in den Familien nehmen zu.

Es gibt auch gute Nachrichten: Viele Menschen machen sich weniger Sorgen um den gesellschaftlichen Zusammenhalt als vor der Krise. Und: Viele Befragte sind zufrieden mit ihrer Gesundheit und mit ihrem Schlaf. Viel Stoff also für den Fortgang der Studie in den nächsten Monaten.

30.4., kes