Einzelhandel und Globalisierung - Zur Steuerung globaler Wertschöpfungsketten durch deutsche Einzelhandelsunternehmen
Wenn von Globalisierung die Rede ist, steht zumeist die Rolle des internationalen Finanzkapitals oder der multinationalen Produktionsunternehmen im Mittelpunkt. Demgegenüber stellt dieses von Michael Wortmann konzipierte und von der Volkswagen Stiftung geförderte Forschungsprojekt den Einzelhandel als Akteur der Globalisierung in den Mittelpunkt. Ausgangspunkt ist die Annahme, dass Unternehmen des Einzelhandels sowie Markenunternehmen ohne eigene Fertigung (z.B. Nike) in vielen Konsumgütersektoren (Bekleidung, Möbel, Unterhaltungselektronik, Spielwaren und viele andere) globale Wertschöpfungsketten koordinieren, an deren anderem Ende (formal) eigenständige Produktionsunternehmen in Entwicklungs- und Transformationsländern stehen. Als Kernunternehmen globaler Wertschöpfungsketten haben diese Einzelhandels- und Markenunternehmen entscheidenden Einfluss auf die Veränderungen der internationalen Arbeitsteilung und damit auch auf die Entwicklungschancen vieler Entwicklungs- und Transformationsländer.
Das Projekt untersucht die quantitative Bedeutung unterschiedlicher Muster der von deutschen Einzelhandels- oder Markenunternehmen gesteuerten Wertschöpfungsketten, deren Konfigurations- und Koordinationsstruktur sowie den Zusammenhang zwischen einer sich verändernden Einzelhandelsstruktur in Deutschland (Konzentration, vertikale Integration, Handelsmarken etc.) und der Weiterentwicklung globaler Wertschöpfungsketten. Bisherige Untersuchungen globaler Wertschöpfungsketten konzentrieren sich auf deren Ende in Entwicklungsländern, häufig in der Form von Fallstudien über einzelne regionale Cluster exportorientierter Unternehmen. Dagegen haben nur wenige Studien auch das Ende der Kette in den Industrieländern empirisch untersucht.
Der Untersuchungsansatz, der die zentralen Akteure (lead firms) in Deutschland in den Mittelpunkt der Untersuchung globaler Wertschöpfungsketten stellt, lässt neuartige empirische wie auch theoretisch-konzeptionelle Erkenntnisse erwarten. Auf empirischer Ebene sind dies zunächst Erkenntnisse über die Bedeutung globaler Wertschöpfungsketten in unterschiedlichen Branchen und Produktbereichen. Auf theoretischer Ebene soll ein Beitrag zur Diskussion über global value chains geleistet werden, indem Parameter für eine differenziertere Konzeptionalisierung zum einen der importierenden Unternehmen und zum anderen der Konfigurations- und Koordinationsmuster globaler Wertschöpfungsketten erarbeitet werden.
Ausgewählte Publikationen
Wortmann, Michael (2005): Globalisation of the German Apparel Value Chain: Retailers, Manufacturers and Agents. Paper for the Conference 'Organisational Configurations and Locational Choices of Firms: Responses to Globalisation in Different Industry and Institutional Environments.' Organised by the Centre for Business Research, University of Cambridge/UK, 14-15 April 2005
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Blöcker, Antje/Wortmann, Michael (2005): Edelmarken und Schnäppchen. Gewinner und Verlierer im Bekleidungshandel, in: WZB Mitteilungen Nr. 107, March 2005, S. 43-45
Blöcker, Antje/Wortmann, Michael (2005): Strukturwandel und internationale Beschaffung im Einzelhandel mit Bekleidung, in: Prokla Nr. 138, March 2005, S. 91-109
Wortmann, Michael (2004): Aldi and the German Model: Structural Change in German Grocery Retailing and the Success of Grocery Discounters, in: Competition & Change, Vol. 8, No. 4, S. 425-441, December 2004.
Wortmann, Michael (2003): Strukturwandel und Globalisierung des deutschen Einzelhandels. WZB Discussion Paper SP III 2003-202a, Berlin (auch in englisch verfügbar: SP III 2003-202b).
Zusammenfassung
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