Richtlinien der Unternehmensführung in Europa
Die Aufstellung und Implementation von Richtlinien der Unternehmensführung (CGC) werden vom nationalen Kontext geprägt. Die Kultur eines Landes hat bedeutenden Einfluss darauf, wie früh und in welchem Ausmass Verhaltensregeln entwickelt werden. Insbesondere haben wir uns mit der Kodifizierung der Unternehmensführung beschäftigt (CGCs in Großbritannien). Erstens wird der Kodifizierungsprozess in Großbritannien eindeutig geprägt vom Comply-or-explain-Prinzip, von der Führung der Geschäftselite, der großen Anzahl von CGCs und den Besonderheiten des britischen Organisationsfeldes. Diese eng miteinander verflochtenen Spezifika reflektieren des Weiteren institutionelle und kulturelle Merkmale der britischen Gesellschaft. Zweitens gehen der förmliche Anpassungszwang und der normative Druck dem Nachahmungsdruck voraus, und diese Prozesse werden durch Institutionen im Kern der Berufsverbände angetrieben. Drittens macht die effektive Institutionalisierung die Einbindung von Mitgliedern der Elite des Geschäftslebens erforderlich. Viertens kann die Kodifizierung als abhängig von der Dichte des Regelwerks gesehen werden (bestehende Regeln schaffen Raum für noch mehr Regeln) und stellt in gewissem Masse einen effektiven, jedoch nicht immer effizienten Prozess dar. Im Gegensatz dazu haben in Deutschland Codes eine andere Funktion und Bedeutung: Sie erinnern die Investoren an das Gesetz, aber sie ersetzen es nicht.
Ausgewählte Publikationen
Haxhi, Ilir: Explaining Diversity in the World-Wide Diffusion of Corporate Governance Codes, in: Journal of International Business Studies, im Erscheinen 2009.