Bildungszeit: Mehr Weiterbildung für alle
Die gute Nachricht ist: Die Bereitschaft von Beschäftigten, sich weiterzubilden, ist vorhanden. Viele können ihren Wunsch aber leider nicht umsetzen, weil ihnen im Arbeitsalltag die Zeit fehlt oder weil sie wegen hoher Kosten davor zurückschrecken. Das zeigt eine neue Studie von WZB und Bertelsmann Stiftung mit Daten des Nationalen Bildungspanels (NEPS). Die Einführung einer gesetzlich verankerten Bildungszeit könnte dazu beitragen, Weiterbildung in Deutschland zu fördern.
Angesichts von Digitalisierung, künstlicher Intelligenz, Fachkräftemangel und Strukturwandel müsste Weiterbildung für Unternehmen wie Beschäftigte eigentlich immer dringlicher werden. Eine neue Studie eines Teams um Martin Ehlert, die in Zusammenarbeit mit der Bertelsmann Stiftung veröffentlicht wurde, zeigt: Viele Beschäftigte mit niedrigen Qualifikationen würden sich gerne weiterqualifizieren, setzen dies aber nicht um. Die Hürden sind für niedrigqualifizierte Beschäftigte andere als für Höherqualifizierte.
Ungleichheit in der Weiterbildung
Geringqualifizierte und Einkommensschwache sind zwar äußerst motiviert, sich weiterzubilden, halten es aber – im Unterschied zu Höherqualifizierten und Einkommensstärkeren – selten für realistisch, ihren Wunsch nach Qualifizierung auch umsetzen zu können. Zu ihren größten Hürden zählen die mit Weiterbildung verbundenen Kosten. Hinzu kommt, dass sie vergleichsweise nur schlecht über berufliche Qualifizierungsmöglichkeiten informiert sind.
Höherqualifizierte Beschäftigte geben dagegen an, dass ihnen vor allem die Zeit für eine Weiterbildung fehlt. Das bedeutet: Motivation ist nicht das Problem bei der Ungleichheit in der Weiterbildungsbeteiligung, es sind die Strukturen, die Beschäftigte an der Umsetzung ihrer Weiterbildungswünsche hindern. Nur 27 Prozent der Helfer*innen und Angelernten wurden bisher von ihren Arbeitgebern für Weiterbildung freigestellt – im Gegensatz zu 73 Prozent der Expert*innen.
Es müsse also ein struktureller Rahmen geschaffen werden, wie die Studienautor*innen schreiben, der berufliche Weiterbildung als lebenslanges Lernen ermöglicht und fördert, ungeachtet der beruflichen Position. Ein Vergleich mit dem in Österreich bestehenden Modell der Bildungskarenz illustriert, dass sich vor dem Hintergrund der Studienergebnisse die Einführung einer Bildungszeit in Deutschland positiv auswirken könnte.
Die Daten der Studie stammen aus dem Nationalen Bildungspanel (NEPS), Startkohorte 6 (Erwachsene), das vom LIfBi - Leibniz-Institut für Bildungsverläufe in Zusammenarbeit mit dem WZB und weiteren Institutionen erhoben wird.
8.4.24, kes